2011: FRANK DER FÜNFTE
Zum hundersten Geburtstag Paul Burkhards und zum neunzigsten Friedrich Dürrenmatts.
Als Friedrich Dürrenmatt Peter Brooks Probenarbeit an Shakespeares blutigstem Stück, Titus Andronicus, miterlebt hatte, kehrte er erregt und vom Wunsch besessen heim, ein ebenso wildes wie groteskes Stück zu schreiben. Daraus entstand Frank der Fünfte.
Die ‚Bühnenungeheuerlichkeiten’, die er im Titus gesehen hatte, wollte er in moderner Sprache in ein Stück für die Gegenwart giessen. Aus der hierarchischen Welt des Kaisers Titus wird so die hierarchisch gegliederte Welt einer Privatbank, in der sich dieselben Ungeheuerlichkeiten abspielen.
Betrug, Hurerei, Mord und Totschlag beherrschen die Szene in Frank des Fünften Privatbank. Die Geschäfte laufen trotzdem schlecht. Die Mitglieder der Bank wollen sich auf ihre Art bereichern und absetzen. Bis ein unbekannter Erpresser die Dinge wieder ins Lot bringt. Die sechste Generation, die Kinder Franks, entpuppen sich als noch raffiniertere Gauner und schaffen es, die Bank anständig zu machen. Nachdem sie ihren eigenen Vater beseite geschafft haben, verpassen sie der Bank eine saubere Fassade und führen die alten Machenschaften weiter.
Die Parallelen zur heutigen Bankenkrise sind offensichtlich. Dürrenmatt wollte allerdings nie einen direkten Kommentar dazu schreiben, sondern auf die erschütternde menschliche Bilanz der Geldgier und Korrumpierbarkeit hinweisen. Seine Mittel, die Farce und das Groteske, spitzen die Handlung bis zur Unerträglichkeit zu, doch immer wieder wird sie durch gezielt platzierte Lacher durchbrochen. Die eingängliche Musik Paul Burkhards trägt wesentlich zur Auflockerung und zur Groteske bei.
KOMÖDIE EINER PRIVATBANK VON FRIEDRICH DÜRREMATT , 9 Aufführungen in der Kupferschmiede Langnau
Musik von Paul Burkhard, Regie Patrick Martignoni